Alle paar Jahre machen wir uns bei KPMG die Mühe und werten Täterprofile aus unseren (auch klassischen) Investigations aus. In diesem Jahren haben wir mehrere hundert Delikte aus dem Unternehmensumfeld analysiert. Und so sieht er nach unserer Erfahrung aus, der typische Wirtschaftskriminelle:Männlich, Mitte 30 bis Mitte 40, langjähriger Mitarbeiter und in einer Führungsposition*. Die meisten Wirtschaftskriminellen sind länger als fünf Jahre im Unternehmen, ein Drittel sogar zehn Jahre und mehr. Die Täter kommen vor allem aus dem Finanzbereich, im Einkauf oder Vertrieb. Der durchschnittliche Schaden pro Fall liegt bei ca. 1 Million Euro. Diese Zahlen decken sich übrigens auch mit unserer e-Crime Studie aus dem Jahre 2010.
Da wir die Ergebnisse auch gegen unsere internationale Zahlen laufen lassen, können wir in Bezug auf Deutschland sagen: Die Täter sind zumindest in Deutschland deutlich erfahrener: Liegt das Durchschnittsalter im internationalen Vergleich bei rund 35 bis 45 Jahren, so sind die deutschen Täter rund zehn Jahre älter. Auch sind sie in der Regel nicht erst zwischen fünf und zehn Jahren im Betrieb, wie im internationalen Durchschnitt: In Deutschland arbeitet mehr als die Hälfte der Täter seit mindestens zehn Jahren im Unternehmen und ist in einer Führungsposition – und genießt deshalb meist großes Vertrauen.
Jedes zweite Delikt in Deutschland lebe dabei von Mittätern, die zum Beispiel fiktive Lieferantenkonten verschleiern und Kontrollmechanismen aushebeln. Dies bedeutet, dass auch Kunden, Berater und Lieferanten als Mittäter in Erscheinung treten. Die häufigsten Delikte sind Veruntreuung von Vermögenswerten oder Betrug beim Einkauf vom Waren und Dienstleistungen. Auch gefälschte oder geschönte Zahlen im Finanz-Reporting kommen relativ oft vor.
Mitarbeiter, die gegen gesetzliche oder unternehmensinterne Regeln verstoßen, müssen mit harten Sanktionen rechnen. Nach unseren Zahlen ziehen fast alle hier betroffenen großen Unternehmen in Deutschland arbeitsrechtliche Konsequenzen, stellen Strafanzeige oder erheben Schadenersatzansprüche. Dies ist wie gesagt ein Blick auf die gesamte Wirtschaftskriminalität und nicht nur Computerkriminalität.
Bei Gelegenheit werden wir mal die Fraud Schemen, die unter IT-Einsatz maßgeblich möglich waren, veröffentlichen. Der geneigte Leser wird sicherlich nicht überrascht sein, wenn wir hier einen extrem hohen Anteil haben – es sei denn es geht hier z.B. um den physischen Griff in die Kasse, aber diese Delikte sind hier naturgemäß nicht im Fokus.
*) Es sicherlich auch richtig, dass in diesen Positionen derzeit noch wenig Frauen zu finden sind, weswegen sich die Geschlechterverteilung möglicherweise in der Zukunft ändern wird.
Handelt es sich hierbei um Täter, die auch angezeigt wurden (oder sind das „Unternehmensintern“ ermittlete Täter) ?
Hierbei handelt es sich um die von uns intern ermittelten Täter. Die Mehrzahl davon wurde dann auch angezeigt.
Hmmmm, ehrlich gesagt bin ich nicht beeindruckt, noch überrascht.
Die Informationen die Sie veröffentlichen können ja, Sie deuten es bereits an, auch ohne IT o.ä. zustande kommen. Im Klartext heisst dies doch nur, dass es in Unternehmen Innentäter gibt die allein oder mithilfe von (unternehmensinternen) Komplizen Straftaten zum Nachteil des Arbeitgebers/Unternehmens begehen.
Na und da heute Buchhaltung, Lagerwirtschaft, Finanzen ja schon beinahe gezwungenermaßen mittels IT durchgeführt werden….
Wo ist also die Neuigkeit?
Die Hauptinfo ist hier Stellung, Alter und Betriebszugehörigkeit der Innentäter. Der Modus Operandi war bei dieser Studie eher zweitrangig.